Buch des Monats – Archiv

Buch des Monats Dezember 2012

Ahern, Cecelia: Ich hab dich im Gefühl

Joyce wird durch einen Unfall aus ihrem Leben gerissen. Sie verliert durch einen Treppensturz ihr ungeborenes Baby und mit ihrem Mann Connor ist nun auch nichts mehr, wie es früher einmal war. Da Joyce durch den Unfall viel Blut verloren hat, bekommt sie im Krankenhaus Bluttransfusionen, die ihr Leben verändern. Sie hat plötzlich Kenntnisse von Sprachen, Kunst und Kultur, obwohl sie darüber nie etwas gelernt hat und sie fühlt sich einem Mann verbunden, den sie überhaupt nicht kennt und nur ein paar Mal ganz kurz gesehen hat. Auch er hat sie wahrgenommen und nun beginnt die Suche nach jemandem, der ihr völlig fremd ist. Werden sie aufeinandertreffen? Das hoffen jedenfalls Joyces Freundinnen und ihr Vater, der sich nach dem Umfall liebevoll um seine Tochter kümmert.

Schon in der Bibel ist zu lesen, dass der Herr zu Mose sprach: „Denn des Leibes Leben ist im Blut…“ (3.Mose 17,11). Hat die Autorin diese Verse im Hinterkopf gehabt, als sie ihre Idee von der Übertragung von Kenntnissen durch die Bluttransfusion als Grundlage ihrer Erzählung nahm?

Die Geschichten aus dem Leben von Joyce und Justin werden, Absatz für Absatz, abwechselnd erzählt, wobei es einige Parallelen in ihren Leben gibt und die Absätze immer kürzer werden, je näher sich die beiden kommen.

Am Anfang sind die Sprünge von den Geschichten aus Joyces Leben zu Justins Geschichten verwirrend, da sie im Schriftbild nicht zu erkennen sind, sondern nur durch kleine Absätze.

Der Schreibstil ist einfach und somit handelt es sich bei diesem Buch um eine schöne Lektüre für Jedermann.

Eine tragische, aber auch sehr unterhaltsame Geschichte, bei der man immer wieder über die dargestellten Personen lachen kann.

Cecilia Ahern, Tochter des ehemaligen irischen Ministerpräsidenten, fing früh mit dem Schreiben an. Der Roman „P.S. Ich liebe Dich“ machte sie berühmt und es folgten zahlreiche weitere Romane, mit mitreißenden und schönen Love-Stories.

Münster, im November 2012                                              Katharina Dabrock, 16 Jahre


Buch des Monats Oktober 2012

Lieblingsgeschichte einer jungen Leserin aus dem Buch von

Mai, Manfred: 44 Zweiminutengeschichten

Li-Li-Li Lisbeth und Rava waren Freundinnen. Seit Rava vor einem halben Jahr aus Polen nach Deutschland gekommen war. Und wie die meisten Kinder freuten sich die beiden Mädchen, dass sie bald in die Schule durften. Je näher der Schulanfang rückte, desto aufgeregter wurden sie. Als sie dann endlich zum ersten Mal in ihrem Klassenzimmer saßen, waren sie gespannt, was sie lernen durften. Doch zuerst wollte die Lehrerin etwas lernen: die Namen der Kinder. Und sie wollte auch wissen, wo die Kinder wohnen und welche Hobbys sie haben. Lisbeth war furchtbar aufgeregt. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, ihr Kopf glühte, ihre Hände schwitzten. „Und wie heißt du?“fragte die Lehrerin freundlich, weil Lisbeth nichts sagte, als sie an der Reihe war. Lisbeth wusste, was passieren würde, und schwieg. Die Lehrerin kam ein paar Schritte näher. „Na, möchtest du mir nicht sagen, wie du heißt und was du gern machst?“ „Li-Li-Li“, stotterte Lisbeth. Weiter kam sie nicht. Die Kinder, die Lisbeth nicht vom Kindergarten kannten, fingen an zu tuscheln und zu lachen. „Li-Li-Li“, machte einer Lisbeth nach. „Dann bist du ja eine Chinesin!“ „Was fällt dir ein, dich über sie lustig zu machen“, sagte die Lehrerin. Der Junge wurde ein bisschen kleiner auf seinem Stuhl. Die Lehrerin beugte sich zu Lisbeth hinunter. „Sag’s mir leise ins Ohr.“ Lisbeth war überrascht. Sie nahm all ihren Mut zusammen und versuchte es. Zuerst brachte sie wieder nicht mehr als Li-Li-Li heraus. Aber beim dritten Versuch schaffte sie den ganzen Namen. „Lisbeth ist ein schöner Name“, sagte die Lehrerin. Lisbeth lächelte. In der großen Pause riefen ein paar Kinder:“Li-Li-Li, du lernst es nie!“ Lisbeth steckte ihnen die Zunge raus. Dafür redete ihre Freundin Rava. „Ihr ganz blöd und gemein! Lisbeth kann gut sprechen. Nur wenn sie ist aufgeregt, stottert ein bisschen. Im Kindergarten sie hat nicht gestottert. Wenn ihr seid nett zu ihr, sie muss auch nicht mehr stottern.“ „Sie ein bisschen dumm“, äffte ein Junge Rawa nach. „Deswegen sie stottert.“ „Lisbeth nicht dumm!“ rief Rava. „Aber du bist viel dumm!““Und du kannst nicht mal richtig Deutsch“ , sagte der Junge. „Besser als du kannst Polnisch“, gab Rava zurück. „Polnisch will ich gar nicht können!“ “ La-La-Lass sie in Ruhe, du blö-blö-blöder Kerl!“ rief Lisbeth. Und diesmal machte es ihr gar nichts aus, dass sie stotterte.

Münster, im Oktober 2012                                                                    Beate Frankrone